Klettersteige im Angesicht der Drei Zinnen

Alpenverein Pocking klettert auf historischen Steigen

Das Hochpustertal in den Sextner Dolomiten war Ziel einer siebenköpfigen Gruppe Pockinger Alpinisten. Ausgangspunkt war der oberste Parkplatz im Fischleintal. Von der Fischleinbodenhütte auf 1454m führte ein breiter Wanderweg vorbei an der Talschlußhütte, 1548m, immer das imposante Bergmassiv des Zwölferkofels vor Augen. Hier teilte sich der Weg und die Gruppe folgte der Beschilderung „Drei Zinnen Hütte“. Der Steig wurde zusehens steiler und felsiger, auch der Baumbestand lichtete sich. Dichter Latschenbestand begleitete nun die Wanderer. Mit jedem Höhenmeter mehr eröffnete sich eine grandiose Bergkulisse. Steile, fast senkrechte Felswände ragen in den Himmel darunter steiniges Geröll das in vielen Jahrhunderten von den Bergen abgebrochen war. Die Alpinisten hatten längst die Latschenzone verlassen und wanderten nun auf einer weiten Hochfläche auf die Bödenalpe zu. Nach und nach kamen nun die Drei Zinnen Hütte und die Drei Zinnen zum Vorschein. Ein beeindruckender Anblick. Im Vordergrund grünes mit Wollgras übersätes Gelände, dann die freistehende Hütte, daneben eine kleine Kapelle und dahinter ragen die Drei Zinnen empor. Hier, auf 2405m Höhe, wurde für die kommende Nacht Quartier bezogen. Es war erst 14.00 Uhr und so hatten die Pockinger noch genügen Zeit einen Klettersteig zu machen. Gleich hinter der Hütte führt der Steig hinauf zum Toblinger Knoten, einem steilen, freistehenden Felsturm der den Alpinisten schon beim Aufstieg ins Auge gestochen war. Schon nach einer halben Stunde standen die Kletterer am Einstieg der Ferrata. Die neu angelegten Seilversicherungen führten nun entlang einige Bänder bis zu der ersten Stahlleiter. Senkrecht ging es nun einen Kamin hinauf. Dazwischen wieder Eisenstifte und Tritte. An ein paar Engstellen war nun Erfahrung gefragt. Mit gespreizten Beinen auf Reibung am Fels, das kostete manch einem Überwindung und Kraft. Nach insgesamt 17 teils überhängenden Leitern hatten die Kletterer den 2615m hohen Gipfel erklommen. Lohn war nun eine überragende Sicht in die Bergwelt der Dolomiten. Aber all zu lange dauerte die Gipfelpause nicht, denn dunkle Wolken zogen auf. Der Abstieg erfolgte nun auf der Südwand. Wieder Stahlseilversicherungen und steiles Klettergelände. Nach insgesamt 1 ½ Stunden hatten die Pockinger wieder sicheren Boden unter den Füßen und wanderten zurück zur Hütte. Hier verbrachte man die kommende Nacht.

Am nächsten Morgen Regen. Die Sicht gleich Null. Was nun? Erstmal in aller Ruhe frühstücken, dann sehen wir weiter. Das war die Devise. Eigentlich wäre für diesen Tag der Paternkofel und anschließend der Schartensteig geplant gewesen, aber für heute waren ab 14.00 Uhr heftige Gewitter mit Starkregen gemeldet und bei diesen Bedingungen geht man keinen Klettersteig. Also einigte man sich zur nächsten Hütte zu wandern um zu sehen wie sich das Wetter entwickelt. Das war die absolut richtige Entscheidung. Beim Abmarsch kurz vor 10.00 Uhr zeigte sich am Horizont ein blauer Streifen Himmel und schon eine gute halbe Stunde später riss die Wolkendecke auf. Die Gruppe wanderte an den Bödenseen vorbei hinauf zum Büllelejoch auf 2522m. Hier öffnete sich der Blick nach Süden auf die Marmarole-Gruppe. Ein Sonne-Wolken-Mix bescherte den DAVlern eine ganz besondere Stimmung. Mal gaben die Wolken die Gipfel frei und im nächsten Moment verhüllten Nebelschwaden die Bergflanken. Es war erst 11.00 Uhr mittags, so beschloss man auf die 2675m hohe Oberbacherspitze zu wandern. Gleich hinter der Büllelejoch-Hütte führte der Steig vorbei an alten Kriegsstellungen des Ersten Weltkrieges. Der Gipfel war bereits nach einer Stunde erreicht. Während auf der Südseite des Berges ein leichter Wanderweg zum Gipfel führte, ist die Nordseite eine hunderte Meter hohe, unüberwindbare Steilwand mit schwindelerregenden Tiefblicken. Immer dickere Wolken schoben sich über die Berge und so machten sich die Wanderer auf zum Abstieg zur Bülleljoch-Hütte. Wieder hatte die Sonne Oberhand gewonnen, wenn auch nur für eine halbe Stunde, aber das nützten die Pockinger für einen Einkehrschwung auf der Hüttenterrasse. Um 13.30 Uhr gab es aber dann kein Halten mehr denn die Gruppe musste noch 300 Höhenmeter bis zur Zsigmondyhütte absteigen. Die Wolken wurden immer dichter und die Schritte der Alpinisten immer schneller. Noch bevor der Regen einsetzte hatte man gerade noch rechtzeitig die Hütte erreicht. Hier verbrachte man die nächste Nacht.

Am letzten Tag zeigte sich ein strahlend blauer Himmel. Hinter der Hütte erhob sich der Zwölferkofel dessen Felstürme von der Morgensonne in warmes Licht getaucht wurden. Heute teilte sich die Gruppe. Drei Teilnehmer der Gruppe stiegen über den Alpinisteig ins Fischleintal ab und traten anschließend die Heimreise an. Die restlichen vier Pockinger wollten noch die Tour auf den Paternkofel nachholen. Ein langer Bergtag stand den DAVlern bevor. Kurz vor 8.00 Uhr machte man sich auf den Weg hinüber zur Drei Zinnen Hütte. Zunächst ging es 300 Höhenmeter hinauf zum Büllelejoch. Da man am Vortag auf diesem Steig nur noch schnell zur Hütte wollte hatte man kein Auge für die Schönheiten die sich heute auftaten. Am Wegesrand blühten die Alpenrosen und zwischen dem satten Grün der Grasmatten zeigten sich die lila Blühten der Teufelskralle. Wieder auf dem Joch angekommen bescherte die kalte, klare Luft beste Fernsicht. Nun ging es in Richtung Drei Zinnen Hütte. Links und rechts des Weges besiedelt der Gelbe Alpenmohn die Schotterhänge, dazwischen Nester von Glockenblumen die in jeder Ritze halt fanden. Nach etwa zwei Stunden war man wieder an der Drei Zinnen Hütte. Hier wurde das Klettersteigset angelegt und die Stirnlampe am Helm montiert. Der 2744m hohe Paternkofel steht links neben den Drei Zinnen. Seine steil abfallenden Felstürme sehen unüberwindbar aus, aber das täuscht, denn im Inneren des Berges befinden sich alte Kriegsstollen aus dem Ersten Weltkrieg. Schon nach etwa einer viertel Stunde erreichten die Kletterer den ersten kurzen Stollen. Ein Felsenfenster ließ Blicke ins Fischleintal zu. Dann der zweite Tunnel. In gebückter Haltung war auch der schnell durchstiegen. Am Ende dann ein Felsenfenster mit Blick auf die Drei Zinnen. Nun folgte der letzte und längste Tunnel. Der Schein der Stirnlampen erhellten den engen Stollen. Steile, hohe Stufen führten die Alpinisten in den Berg. Kein Tageslicht drang zu den DAVlern vor. Dann die Vorstellung dass hier vor 100 Jahren junge Soldaten ihr Leben lassen mussten. Ein beklemmendes Gefühl machte sich breit. Dann Licht das von einem kleinen Stellungsfenster eindrang. Wieder Dunkelheit und endlich das Licht am Ende des Tunnels, aufatmen. Nun begann der eigentliche Klettersteig. Am Sicherungsseil ging es einen Felsaufschwung hinauf und gleich darauf folgte eine steile felsige Rinne. Die Drei Zinnen Hütte war bereits weit unten und die beiden Bödenseen blickten wie zwei Augen den Berg herauf. Nochmals ging es im felsige Gelände steil bergauf bis zur Gamsscharte. Für eine Teilnehmerin war der Weiterweg zu anstrengend, sie wartete hier bis die anderen wieder zurück kamen. Für die drei anderen folgte nun ein senkrechter Felsabschnitt mit einer heiklen Querung. Danach Felsenbänder mit losem Gestein. Nun wurde der Aufstieg flacher, erst kurz vor dem Gipfel nochmals eine freie Kletterstelle dann hatten die Pockinger DAVler den Gipfel erreicht. Es war Punkt 12.00 Uhr mittags. Wie ein Monument stehen die Drei Zinnen den Kletterern gegenüber und zogen unweigerlich die Blicke auf sich, und auch das Panorama auf die Bergwelt der Sextner Dolomiten war atemberaubend. Der Rückweg zur Gamsscharte folgte einem ausgewiesenen Klettersteigstück. Hier traf man wieder auf die „Sitzenbleiberin“ und folgte dem gleichen Klettersteig zurück zur Hütte den man gekommen war. Danach ging es den normalen Wanderweg hinunter ins Fischleintal wo man am späten Nachmittag die Heimreise antrat.