Der Haidel und 2 verlassene Dörfer

Eigentlich sollte es eine Schneeschuhwanderung auf den 1167 m hohen Haidel werden, doch trotz Niederschlags am Vortag war die Schneedecke dafür nicht ausreichend. Trotzdem machten sich 16 Mitglieder vom Alpenverein Pockinger auf den Weg in den Bayerischen Wald und starteten in Hinterschmiding ihre Winterwanderung.
Übers Mösel und den sog. Wimmerkanal ging es hinauf zum Reiterberg. Von hier durch stille Waldpfade zunächst zum Weiler Schwendreut, wo einst Mitte des 19. Jahrhunderts noch acht Höfe mit achtzig Einwohnern von der Land- und Holzwirtschaft lebten. 1957 verließen die letzten Bewohner den Ort. Auf der Waldwiese, die zusammen mit der Holzkapelle letzte Zeugen des Dorfes Schwendreut sind, legten die Wanderer eine kurze Teepause ein.
Danach ging es zügig weiter auf der alten, stets aufwärts führenden Säumerstraße des Goldenen Steigs bis zu einem ausgeschilderten Wegekreuz, das der Gruppe den Weg nach rechts zum nicht mehr weit entfernten, bewaldeten Haidelgipfel weist. Der Aussichtsturm ist 35,16 m hoch; 159 Stufen führen zur 30,33 m hohen Aussichtsplattform. An klaren bzw. föhnigen Tagen bildet die Alpenkette den Horizont, man sieht hinunter ins Mühlviertel und hinaus zur Donauebene, aber an diesem Tag versperrten Nebel und Wolken die Sicht. Dafür war in die entgegengesetzte Richtung der Blick frei zum Grenzort Haidmühle und ins Böhmische. Adalbert Stifters Worte drängen sich in den Sinn: „Waldwoge reiht sich hinter Waldwoge, bis eine die letzte ist und den Himmel schneidet.“
In einem der fünf Pavillons unterhalb des Turms verzehrte man gemeinsam die mitgebrachte Brotzeit.
Bevor sich die Wanderer in westlicher Richtung wandten, wollten sie noch unbedingt einen Abstecher ins ebenfalls aufgelassene Dorf Leopoldsreut in 1110 m Höhe machen. Heute erinnern nur noch das Schulhaus und die Johannes Nepomuk Kirche an die „Sandhäuser“, wie man die Ortschaft auf dem Höhenrücken des Haidelberges auch nannte. Die Fotodokumentation im Kirchengebäude gibt einen kleinen Einblick in das entbehrungsreiche Leben ohne elektrischen Strom und fließendes Wasser und die harten Winter in vollkommener Abgeschiedenheit.
Im 17. Jahrhundert als Mautstation auf dem Goldenen Steig, dem Salzweg von Bayern nach Böhmen, gegründet, verließen 1962 die letzten der einst 150 Einwohner den Ort, der 350 Jahre bestand. Der Staatsforst ließ die Häuser abreißen und an ihrer Stelle Fichten anpflanzen.
Unter leichtem Graupelschauer ging es  die 450 Höhenmeter schnurgerade hinunter zum Start- und Endpunkt nach Hinterschmiding.
Bei Kaffee und Kuchen ließ man die Eindrücke Revue passieren, bevor es wieder heimwärts ging.