Eine Audienz bei der 3.360m hohen Tauernkönigin

Alpenverein Pocking unternimmt kombinierte Hochtour über den Detmolder Grat zur Hochalmspitze.
Die Besteigung der Hochalmspitze in den Hohen Tauern ist ein anspruchsvolles Unterfangen, das vom Bergsteiger alpine Erfahrung, absolute Schwindelfreiheit und Top Kondition verlangt.
Als Rivalin“ des Großglockners stand dieser formschöne Berg schon lange auf der To-Do-Liste vom Alpenverein Pocking.
Während die meisten Bergsteiger von der Gießener Hütte aus aufsteigen, wählten die Pockinger eine etwas andere Variante. Von Mallnitz aus ging es zunächst mit der Ankogelbahn hinauf zum Hannover-Haus auf 2.565m. Von dort zeigte sich schon majestätisch die Tauernkönigin. Aber der Weg dorthin war noch weit und steinig. Auf dem Celler-Steig wanderten die fünf Pockinger zur Celler-Hütte (2.238m). Da diese Unterkunft eine Selbstversorgerhütte ist musste der Proviant auch selber mitgebracht werden. Gaskocher, Geschirr und Quellwasser waren vorhanden. Das Abendessen bestand dann aus Spagetti, Tomatensoße, Gurken und Rotwein. Im Matratzenlager verbrachte man nun die erste Nacht.


Nach einer doch etwas kurzen Nacht dann DER Tag. Frühmorgens schon der Aufbruch hinüber zur Lassacher Winkelscharte, 2.856m. Immer auf fast gleicher Höhe querte man den Talschluss vom Seebachtal. Bei einer kleinen Bergwachthütte eine kurze Pause und schon gleich kamen die Steigeisen zum Einsatz. Beim Aufstieg zur Scharte lag noch ein großes Firnfeld, das nach oben hin immer steiler wurde. An dessen Ende dann der erste Klettersteig, B/C. Nun hieß es Klettersteigset anlegen. Gleich die ersten Höhenmeter forderten die Alpinisten mit einem fast senkrechten Aufschwung. Oben auf 2.856m angekommen endlich der freie Blick nach Osten.
Nach dem schattigen Aufstieg nun endlich Sonne. Weit unten lag die Gießener Hütte und linker Hand zeigten die Trittspuren im Schnee den weiteren Aufstiegsweg. Nur kurz pausieren und schon ging es weiter über Blockgelände und Altschneefeldern immer rechts vom Grat entlang aufwärts. Danach eine kurze Kletterstelle nach unten und die Querung des Trippenkeeses. Nun standen alle am Einstieg zum Klettersteig des Detmolder-Grates, C/D. Nun zog sich der Klettersteig teilweise recht ausgesetzt immer am Süd-West-Grat entlang. Schwindelerregende Tiefblicke, kräftezehrende, auf Reibung gehende Querungen und ein stetiges Ein- und Ausklinken der Sicherungshaken forderten von den Alpinisten vollste Aufmerksamkeit.
Endlich war der Gipfel erreicht. Überglücklich standen alle am Gipfelkreuz auf 3.360m und ließen die Szenerie auf sich wirken. Ein grandioses 360° Panorama zeigte sich den Pockingern. Doch nun folgte der Abstieg über die „Steinernen Mandln“. Von weitem schon sah man diese markante Felsformation. Dieser Teil der Überschreitung forderte nochmals vollste Konzentration, denn das Gelände war nicht weniger schwierig als der Aufstieg, nur dieser Abschnitt ist bei weitem nicht so gut seil-versichert. Ausgesetzte Klettereien und ungesicherte Gratpassagen begleiteten die Alpinisten bis zur Scharte oberhalb den Trippenkeeses. Hier ging es nochmals senkrecht am Drahtseil und auf Klammern nach unten zum Gletscher. Wieder Steigeisen anlegen, denn auch wenn genügend Altschnee vorhanden war durften die DAVler die extreme Steilheit nicht unterschätzen. Nach und nach meisterte jeder diesen heiklen Abstieg. Endlich flachte das Gelände ab und über Firnfelder ging es schnell bergab zur Gießener Hütte. Ausgepowert und glücklich über das Geschaffte genossen alle den Hüttenabend.
Am 3. Tag stand die Überschreitung der Mallnitzer Scharte, 2. 673m und der Abstieg zum Arthur-von Schmid-Haus auf dem Programm. In einem weiten Bogen querte der Buderusweg das Hohe Gößkar. Unterhalb der Scharte wieder ein steiles Firnfeld. Wieder Steigeisen anlegen. Oben an der Scharte angekommen ein besorgter Blick in den Himmel. Hoffentlich hält das Wetter! Nun folgte der Abstieg ins Dösener Tal. Die Wegfindung gestaltete sich teilweise schwierig, denn die Bergsteiger mussten durch ein Labyrinth aus riesigen Felsbrocken. Mittlerweile fing es auch noch an zu regnen und die Sicht wurde immer schlechter. Gott sei Dank wurde der Weg wieder angenehmer. Und plötzlich tauchte sie aus dem Nebel auf, die Hütte am Dösener See 2.275m. Durchnässt erreichte die Gruppe ihr letztes Nachtquartier.
Am nächsten Morgen hatte es aufgehört zu regnen. Wie ein Sparziergang schien nun der Abstieg durchs Dösental nach Mallnitz. Eine herausragende Tour war zu Ende.