Hier steppte der Bär – Medvědí stezka

Am 1. Herbstsonntag begaben sich 15 Teilnehmer der DAV-Ortsgruppe Pocking auf die Spuren des letzten Bären im südlichen Böhmerwald. Man startete bei knackigen 3°C (!) am Grenzübergang Haidmühle/Nové Udolí und fuhr das erste Stück mit dem Zug Richtung Nova Pec. In Ovesna, einer Bahnstation mitten im NP Šumava, verließ die Gruppe den Wagon und stieg unter Führung von Jutta K. auf dem Bärenpfad zunächst zum Drachenschlund auf, der ersten felsigen „Figur“. Jetzt noch ein wenig zahnlos, ähnelt der Felsenschlund im Winter mit den aus Schneeschmelze und Frost geformten Eiszapfen schon eher einem gefährlichen Drachenmaul.
Die Wanderer ließen sich nicht abschrecken, auch nicht von wenigen Bäumen, die man teils kriechend „unterwandern“ musste. Das nächste steinige Objekt mit engem Durchschlupf lud dazu ein, es bückend oder kriechend zu passieren. Das gefiel einem Erdwespenvolk, das sich am oberen Ende eingenistet hatte, überhaupt nicht und mindestens 2 Wanderinnen bekamen die gefürchteten Stacheln zu spüren. Das Auge eines Wespenopfers schwoll im Laufe der Wanderung ziemlich zu; trotz der Nachwehen wurde der Weg aber unbeirrt fortgesetzt. Immer wieder bewunderte man die von der Natur geformten interessanten Felsformationen sowie die hier immer wieder gut zu sehende Wollsackverwitterung. Der Pfad zog sich vorbei an Gebilden, die aufgrund ihrer Form Namen hatten, wie z.B. Riesenwürfel, Pilz, Gotisches Portal, Wackelstein, Einsiedelei, Straßenräuberpass oder Kapelle.
Kurz vor dem höchsten Punkt fanden die hungrigen Wanderer ein sonniges Plätzchen und das steinreiche Gelände bot genug Sitzgelegenheit, um sich die wohlverdiente Brotzeit einzuverleiben. Gut gestärkt bewältigten sie die letzten paar Höhenmeter und zogen kurz darauf in die Felsenstadt am Berghang Perník (1.049 m) ein. Ab da ging es durch leichtes Gelände zur Hirschbachklause (Jelení jezirko) – einem idyllischen Fleckchen, wo sich die umgrenzenden Bäume und der blaue Himmel im Wasser spiegelten.
Die DAV’ler zogen weiter und kamen bald nach Jelení (Hirschberg). Dort sah man sich das Auslaufportal des Schwarzenberger Schwemmkanals an (wirtschaftlich genutzt vom 18. bis ins 20. Jahrhundert). Der Kanal ist über 50 km lang und führt vom Dreisessel über die Europäische Hauptwasserscheide ins oberösterreichische Mühlviertel.
Die Wandergruppe schlug nun einen Forstweg ein, von dem ein Abzweig zum Bärenstein leitet, eine Erinnerung an die Erlegung des letzten Bären 1856 in Südböhmen. Danach führte der Bärenpfad am Rudolfstein vorbei und hinunter zu einer Straße, die uns direkt zur Bahnstation Černý Kříž brachte.
Bald hörten wir das Pfeifen der nahenden Eisenbahn, die uns zurück nach Nové Udolí brachte. Die Wandergruppe genoss im gleichnamigen Hotel oberhalb des Bahnhofs ihren Einkehrschwung, bevor es heimwärts ging.