Kräftemessen am Untersberg

DAV-Pocking am Berchtesgadener Hochthron-Klettersteig

Nicht nur Senioren und älteren Mitgliedern bietet der Pockinger Alpenverein ein umfangreiches Wanderangebot, nein auch für jüngere Alpinisten ist der Pockinger Verein eine hervorragende Anlaufstelle. Immer wieder verabreden sich spontan Mitglieder zu einer Tour. So auch am Freitag vor dem Pfingstwochenende. Der Klettersteig am Untersberg war das Ziel.
Der Berchtesgadener Klettersteig führt durch die Ostwand des Untersberges und ist fast schon ein Klassiker. Dieser Sportklettersteig in den Schwierigkeiten von meistens C/D selten leichter, war Ziel der drei Pockinger Kletterer.
Vom Parkplatz oberhalb Ettenberg startete die Gruppe. Der knapp zweistündige Zustieg führte durch Buchenwald. Zuerst auf einer Forststraße, und später auf einen Steig bis zum Scheibenkaser.
Hier zeigte sich die steile, senkrechte Ostwand in ihrer ganze Größe und ragte imposant in den Himmel.
Hinter der Hütte folgten die Kletterer der Beschilderung durch ein Latschenfeld bis zu einem großen Schotterfeld. Nun ging es auf dem Schotterfeld hinauf bis zum Wandfuß und zum Anseilplatz. Schweigend legten die drei ihre Kletterausrüstung an und kontrollierten sich gegenseitig dass auch ja alles sicher war. 400m Wandhöhe, 600m Klettersteiglänge und Schwindel erregende Tiefblicke standen den dreien bevor.
Die Spannung stieg. Nochmals einen kräftigen Schluck aus der Wasserflasche und schon stieg der erste in die Wand. Mit genügend Abstand folgten ihm die beiden anderen. Nun ging es die Rampe (B) schräg aufwärts und über gut gestuftes Gelände bis zu einem senkrechten Pfeiler. Voll konzentriert, immer einen Sicherungshaken nach dem anderen eingehakt, kletterten die Pockinger am rauen, vom Wasser zerfressenen Fels empor. Jetzt folgte eine kurzer, luftiger Quergang (C/D) nach links bis zum „Gamsband“(B). Nun hatten die drei sicheren Stand und konnten ein paar Blicke hinüber in die Berchtesgadener und Salzburger Alpen genießen. Die noch weißen, schneebedeckten Gipfel von Watzmann, Hohen Göll bis zum Dachstein ragten in den strahlend blauen Himmel. Die Pause war nur kurz. Auf dem „Gamsband“ querten die Kletterer die riesige, schräg aufwärts führende Plattenrampe bis zum „Pfeiler“. Alles war still nur das Klicken der Sicherungshaken, das an der Felswand hallte, war zu hören. Mit Hilfe einiger Trittbügeln kletterten die DAVler schräg nach links empor, dann luftig nach rechts durch die Pfeilerwand (C) bis zum Pfeilerkopf. Die drei standen nun in mitten der Felswand. Beim Blick nach oben verfolgten sie die weitere Route anhand des Sicherungsseiles und beim Blick 100m senkrecht in die Tiefe war absolute Schwindelfreiheit erforderlich. Es folgte eine 50m lange Kletterei im Schwierigkeitsgrat B/C über Wasserrinnen und Platten, dem sogenannten „Genußwandl“. An dessen Ende war die Schluchtrampe. Die nächste Passage, die „Fotoquergang“ war eine der schönsten Abschnitte des Klettersteiges. Die Alpinisten mussten einen kurzen Überhang bewältigen, hier war Armkraft angesagt! Nun weiter auf einem Band, das immer schmäler wurde und sehr ausgesetzt nach links die glatte Wand querte(C/D). Über gestuftes Gelände (B) stiegen die drei weiter empor bis zur „Hangelschuppe“, einer der schwierigsten Abschnitte. Die Kletterer hangelten sich über eine abgesprengte Schuppe am Stahlseil entlang. Keine Trittbügeln oder Stifte, nur natürliche Tritte und nach unten über hundert Meter nur senkrechte Felswand. An der 25 Meter langen Querung waren nicht nur Nervenstärke sondern auch Technik und Können gefordert. Die DAVler kamen zur „Rauen Welt“. Dieser senkrechte Wandbereich mit extrem vom Wasser zerfressenen Fels (D) forderte nochmals vollste Konzentration. Und gleich darauf nochmals Trittbügeln an einer senkrechten Wandstelle. Hier mussten alle nochmals kräftig zupacken. Geschafft, das Wandbuch war erreicht und mit Bandschlinge und Karabiner gut gesichert wurde eine kurze Getränkepause gemacht. Die Blicke der Kletterer schweiften der Felswand entlang und überall, selbst in der kleinsten Spalten, blühten Enzian und Bergaurikel. Für einen kurzen Moment schien es den Pockingern als seien sie in einer anderen Welt.
Das Gelände wurde schrofiger (B) und der „Ausstiegskamin“ kam näher. Diesen durchgeklettert, stiegen die drei dem „Finale“ entgegen. Nochmals ein kurzer Aufschwung und die DAVler hatten den Ausstieg erreicht.
Geschafft! 5 Minuten später standen die drei strahlend am Gipfelkreuz des Berchtesgadener Hochthrons und wurden mit einem grandiosen 360° Panorama belohnt. Bei einer ausgiebigen Einkehr im Stöhrhaus machte die Gruppe schon die nächsten Pläne über Touren und Klettersteige.