Kulturhistorische Wanderung im Klosterwinkel

DAV Ortsgruppe Pocking in der näheren Heimat unterwegs

Der aus dem Allgäu stammende Lehrer und Poet Josef Hofmiller (1872-1933) formulierte „zu Fuß unterwegs sein“ sehr präzise mit folgenden Worten: “Wandern ist eine Tätigkeit der Beine und ein Zustand der Seele. Das Gehen in der Natur eröffnet die zauberhafte Möglichkeit, aus der alltäglichen Zeit in die Zeitlosigkeit hinüberzugleiten“. Diese Wandlung der Gemütsverfassung erlebten fünf Wanderfreundinnen und -freunde auf dem Weg von Sankt Salvator zu den Hügelgräbern im Reutholz nahe Beutelsbach. Vom ehemaligen, vor 1000 Jahren errichteten Kloster der Prämonstratenser Sankt Salvator, führt der Ortenburger-Pilgerweg zunächst in nordwestlicher Richtung stetig bergan auf eine Anhöhe mit herrlicher Fernsicht zum Bayerischen Wald. Wenige Kilometer später erreichte die kleine Gruppe ein Plateau mit einer gewaltigen Öffnung in alle Himmelsrichtungen. Unterhalb der Erhöhung zeigte sich die aus Backstein gebaute, spätromanische Kirche St. Stephan in Bergham. Eine gemütliche, aus Hartholz gezimmerte Bank/Tischkombination lud die Gruppe zum Verweilen ein. Nach der kraftschöpfenden Pause war es nicht mehr weit zum ansehnlichen Hof Grillenöd mit eindrucksvoller Holzkapelle im „Schwedischen-Stil“. Auf Feldwegen ging es im freien Gelände bergab in das Tal der Wolfach. Der zweite Abschnitt der Tour erfolgte nun ohne Wegweiser und ohne Markierungen zum Wald mit den vorgeschichtlichen Sehenswürdigkeiten. Jetzt zeichnete sich ab, wie gut es ist, eine individuell geplante Exkursion vorzuwandern. Die schwülwarme Luft und ein Feldweg ohne schattenspendende Bäume, machte den Anstieg zum zweithöchsten Punkt dieser Wanderung zu einer schweißtreibenden Angelegenheit. Etwa um die Mittagszeit erreichte man den Reutholz-Wald. Allerdings wurde nicht der eigentliche, vom Wanderbegleiter bekannte Weg zu den Hügelgräbern gegangen, sondern ein anderer Pfad gewählt. Dennoch konnten die tief im Wald versteckten Hügelgräber rasch gefunden werden. Vielleicht hat St. Corona, die Patronin der Schatzsucher, die schnelle Entdeckung beschert. Nicht nur die Hügelgräber sind Zeugen eines prähistorischen Kraftortes, sondern auch die ganz in der Nähe liegende Keltenschanze (Kultstätte) deutet darauf hin. Da es so gut wie keine Literatur über diese Anlage gibt (der Wanderbegleiter konnte auch nach mehreren Recherchen keine finden), ist durchaus anzunehmen, dass einige der Hügel der Bronzezeit entstammen. Der Weg vom heidnischen Areal führt direkt ins christliche Terrain, nach Sammarei. Beim Kirchenwirt wurde eine längere Rast mit Essen und Trinken eingeplant. Nach der Stärkung war das nächste Ziel die Besichtigung der Wallfahrtskirche. Die Kirche, mit ihrem frühbarocken Raum, besitzt neben dem einzigartigen Schnitzaltar, Orgel, weitere Kostbarkeiten bedeutender bayerischer Bildhauer. Die Gnadenkapelle wird von Votivtafeln geschmückt. Im sanften Hügelland ging es nun zurück nach Sankt Salvator. Inzwischen bewölkte sich der Himmel und die Landschaft präsentierte ihre Wälder, Wiesen und Getreidefelder, Täler und Bauernhäuser im Wechsel des Lichtes und Wolken in sommerlicher Stimmung. In diesem traditionellen Bauernland sind Hofmillers Worte so gegenwärtig und man spürt und genießt den entzückenden Zauber der Schöpfung. Eine etwas anstrengende, aber abwechslungsreiche Wanderung endete wieder am Ausgangspunkt.