Rieserferner-Gruppe, 16.07.-19.07.2023

Die Rieserferner-Gruppe am südwestlichen Ende der Hohen Tauern ist auch heute noch ein echter Geheimtipp: In Osttirol und Südtirol gelegen bietet sie unberührte und völlig naturbelassene Berglandschaften. Nur wenige Bergsteiger kennen die Täler, die vier Hütten und die schroffen Gipfel rund um Hochgall, Wildgall, Schneebigen Nock und Lenkstein, alle zwischen 3200m und 2450m hoch. Die einst ausgeprägte Gletscherbedeckung hat sich in den letzten Jahrzehnten zwar massiv zurück gebildet, wenngleich der Hochgall und seine Nachbaren noch reichlich eisgepanzert glänzen.
Die Tourengruppe der Ortsgruppe Pocking, Sektion Bad Griesbach des DAV ließ die 4 Tourentage eher ruhig angehen. Das heißt im Klartext: Am ersten Tag wurde überhaupt nicht gegangen! Gemütlich fuhren die 8 Teilnehmer.innen über den Felbertauern, das Defereggental und eine Almstraße bis zur Patscher Hütte in einem wunderschönen Almgelände zum Zwecke des geruhsamen Baumelnlassens von Beinen und Seelen.
Am nächsten Tag stand dann jedoch der Aufstieg zur Barmer Hütte durch das wildromantische Patscher Tal auf dem Programm. Die über 2600m hoch gelegene Unterkunft liegt spektakulär in einem gewaltigen Felsenzirkus.
Und dann ging es am nächsten Tag richtig zur Sache. Schon früh am Morgen galt es, über eine ausgesetzte Felsflanke die Roßkopfscharte zu überschreiten, schon knapp an der 3000 Meter-Marke gelegen.
Ab hier wurde das Gelände unübersichtlich. Der Versuch, den Lenkstein über den Südgrat zu erreichen, scheiterte rasch. Über einen Gletscherrest wurde als Alternative die Westflanke erreicht und über diese auch das Gipfelkreuz in 3236m Höhe. Der Abstieg zur Kasseler Hütte erfordert gewöhnlich noch mindestens 4 Stunden, wurde dann aber auf halber Strecke durch ein Unwetter mit Blitz und Starkregen gestoppt. Unter einer schrägen Felsplatte mussten sich die Acht dicht an dicht in Sicherheit bringen – Powerkuscheln bei Nässe, Wind und Kälte! 12 Stunden nach dem Start erreichten endlich alle völlig durchnässt die Kasseler Hütte.
Bereits in der folgenden Nacht brach das nächste Gewitter über die Hütte herein. Am Morgen wurde daher beschlossen, nach Rein in Taufers abzusteigen. Das Wetter war für eine Überschreitung des Schneebigen Nock zu schlecht.
Eine bemerkenswerte und abenteuerliche Tour ging zu Ende. Und allen wurde wieder einmal vor Augen geführt, wie wunderschön aber auch bedrohlich wild unsere Bergwelt sein kann.

Fotos folgen!